Geschichte der Flaschar-Grube

Das historische Bergwerk der Flaschar-Grube stammt von der Wende des 19. und 20. Jahrhunderts, als im Bereich des Niederen Gesenkes (Nízký Jeseník) die Blütezeit der Schieferindustrie am Kulminieren war. Am Ende des 19. Jahrhunderts werden in den Statistiken der schlesischen Industrie 52 tätige Werke angeführt, die sich mit der Gewinnung und Verarbeitung von Schiefer beschäftigt haben. In der Lokalität Nový Svět (Neue Welt) unweit der Stadt Odry (Odrau), in der sich gleichfalls die Flaschar-Grube befindet, werden 7 erloschene Bergwerke erfasst, die sich dem Schieferabbau gewidmet haben.

Der archivalisch belegte Schieferabbau in der Flaschar-Grube kann seit den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts datiert werden, als der Kaufmann und spätere Steinbruchbesitzer Gustav Mauler nach Odrau gezogen ist. Die weiteren Inhaber der Grundstücke der ehemaligen Schiefergruben - Johann Fadle und Stefan Foltas - stammten aus dem nahegelegenen Dorf Veselí (Wessiedel) und betrieben eine nicht sehr umfangreiche Schieferförderung zu baulichen Zwecken. Der Mangel an finanziellen Mitteln zur Modernisierung der Grube brachte die Inhaber der Grube im Jahre 1898 wohl dazu, die Grube an den Unternehmer Alois Jambor aus Hranice (Mährisch Weißkirchen) zu vermieten. Bald darauf stieg jedoch der bedeutende Investor Dr. jur. Karel Flaschar in das Schiefergeschäft in der Lokalität Nový Svět (Neue Welt) ein, der die Grube kaufte, erweitern und modernisieren ließ. Der ehemalige Grubenbesitzer Johann Fadle wurde von ihm zu seinem Vertreter ernannt.

Dr. jur. Karel Flaschar ließ unweit der bestehenden Grube einen neuen Stollen treiben, der die Schieferlagerstätte kopierte, und er verband diesen Stollen mit der ursprünglichen Grube durch einen 18 Meter langen Lüftungsschacht. Dieser Stollen ist in der erhalten gebliebenen Grubenkarte als „Štola Hortenzie“ (Hortensien-Stollen) bezeichnet, also mit dem Vornamen der Gattin Dr. Flaschars. In der Nähe der Grube wurden Holzbaracken errichtet, die als Umfeld für die Grubenarbeiter dienten. Die Angestelltenzahl der Grube schätzen wir auf 20 Leute. Aus dieser Zeit stammt wohl die einzige erhalten gebliebene Fotografie des Schieferabbaus im Umkreis von Odrau.

Nach dem Zerfall Osterreich-Ungarns zog Dr. jur. Flaschar mit seiner Familie nach Steiermark und der Schieferabbau in der Lokalität Nový Svět erlosch. Josef Fadle, die zweite bedeutende Persönlichkeit der Odrauer Schiefergewinnung, gab bei der Volkszählung in den Jahren 1910 und 1921 als Arbeitstätigkeit nur Landwirtschaft an, nicht Schiefergewinnung. Er ist allerdings bis zum Jahre 1935 Inhaber der Grundstücke geblieben, auf denen sich die Grube befindet, was es ihm theoretisch ermöglicht hat, die Förderung zu betreiben. Im Jahre 1946 wurde er im Alter von 79 Jahren nach Deutschland ausgesiedelt. Aus den verfügbaren Quellen ist offenbar, dass die Förderung in der Flaschar-Grube in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts eingestellt worden ist.

Die Flaschar-Grube heute

Als Flaschar-Grube wird heute das zweistöckige Bergwerk in der Lokalität Nový Svět (Neue Welt) bei Odry (Odrau) bezeichnet. Der obere Grubenstock, der in den historischen Karten als „štola Johann“ (Johann-Stollen) bezeichnet wird, ist älter und ein großer Teil der ausgebeuteten Kammern ist bereits eingestürzt.

Der untere Grubenstock, der nach Karel Flaschars Gattin „Hortensien-Stollen“ genannt wird, ist in fast unantastbarem Zustand erhalten geblieben. Die Stöcke der Grube sind durch einen 18 Meter langen Lüftungsschacht verbunden.

Die Besichtigungsroute beginnt im Hortensien-Stollen und führt durch eine 200 Meter lange Aufschlussstrecke in die Förderkammer. In dieser Kammer befindet sich eine der größten geologischen Attraktionen der Flaschar-Grube, eine teilweise ausgebeutete Falte. Durch den Schieferabbau ist die Faltenstirn freigelegt worden, die Wände der Kammer kopieren ihre Biegung, wodurch ermöglicht wird, das Gestein nicht nur im Schnitt, sondern auch in Richtung der Biegung der Falte, die sich durch die gesamte Kammer zieht, zu beobachten.

300m

okruh

90min

dobrodružství